Der Heilige Kasimir
„Ich will lieber tausendmal sterben als die Herzensreinheit preisgeben“ (Kasimir von Polen)
Der Heilige Kasimir ist der Schutzpatron Polens und Litauens und auch der Jugend. Das hat er wohl in erster Linie der Tatsache zu verdanken, dass er 26-jährig verstarb. Kritiker meinen, er hätte länger leben können. Kasimir wird in den Ländern, deren Patron er ist, sehr verehrt. In unseren Breiten findet man seine Verehrung und seinen Namen weniger. Aber das nimmt zu, wird das Miteinander in der EU doch immer durchmischter und stärker. Als Patron der Jugend ist Kasimir heute dennoch schwer vermittelbar. Das größte Hindernis dürfte seine Haltung zur Keuschheit sein. Die war ihm ein hoher Wert. Und das tägliche, ja sogar das nächtliche Gebet auch. Zudem war er ein großer Marienverehrer. Das führte dazu, dass man ihm eine Zeitlang den Hymnus „Omni die dic Mariae“ (im Gotteslob Nr. 589: „Alle Tage sing und sage“) zugeschrieben hat.
Kasimir war Sohn des polnischen Königs Kasimir IV und der Österreicherin Elisabeth. Die Mutter war eine fromme Frau, die auf eine entsprechende Erziehung ihrer Kinder Wert legte. Und sie bekamen beste Lehrer. Schon mit 14 Jahren wählte ihn der ungarische Adel zum König. Doch es gab starke Widerstände und Kasimir konnte sein Amt nicht antreten. Darüber wird der eher stille und eben sehr fromme und kirchlich gesonnene junge Mann nicht unglücklich gewesen sein. Das passte dem Vater aber ganz und gar nicht. Doch er sollte sich in seinem Sohn getäuscht haben. Denn als Vater Kasimir 1479 bis 1489 im litauischen Bereich seine Macht sichern musste, vertrat ihn zu Hause der Sohn in den Amtsgeschäften. Und das Land atmete plötzlich auf. Denn der Prinz bekämpfte unerbittlich die Korruption und startete viele karitative Initiativen. Er setzte Zeichen, indem er persönlich am Hof Arme bewirtete. Und die Lebendigkeit der Kirche war ihm ein Anliegen. Aktiv setzte er sich für die Rückkehr der Ruthenen (= Slawen östlichen christlichen Glaubens im Großfürstentum Litauen, im polnisch-lituanischen Staat und im Königreich Ungarn, also die Vorfahren der heutigen Russinen, Ukrainer und Weißrussen) in die katholische Kirche ein. Das alles machte ihn bei den Leuten ungeheuer beliebt. Er wurde König der Herzen, was sein früher Tod noch beförderte. Am 5. Oktober 1458 geboren starb er an einem Lungenleiden am 4.März 1484 in Grodno (damals Polen-Litauen, heute Weißrussland). Wie gesagt, Kritiker meinen, wenn er gesünder gelebt und das Fasten und Beten nicht so sehr „übertrieben“ hätte, dann wäre er vielleicht älter geworden. Ob das anderen gefiel oder nicht, Kasimir hatte seinen Weg der Nachfolge Christi gefunden und ging ihn konsequent. Er ließ sich nie durch die Meinungen, die am Hof herumgetratscht wurden, beirren. Er betete, wann und wie er wollte. Er fastete. Er versorgte die Benachteiligten und Armen. Er erwartete gute und ehrliche Arbeit seiner Beamten und Dienstleute im Sinne des Gemeinwohls. Er nutzte seine Autorität für die Belange seines Glaubens und seiner Kirche. Dass die Leute ihn mochten auch über seinen Tod hinaus, das ist ein beredtes Zeugnis für ihn. Seine Gebeine ruhen heute wieder in einer wunderbaren, zu seinen Ehren erbauten Kapelle des Domes der Litauischen Hauptstadt Vilnius. Nach den napoleonischen Wirren und in der kommunistischen Zeit hatten sie „ausgelagert“ werden müssen. Auch seine Heiligsprechungsakten haben eine verworrene Geschichte. Aber das interessiert niemanden von den vielen Menschen aus Polen und Litauen, die „ihren“ Kasimir“ nicht allein in Vilnius verehren und die an seinem Todestag Namenstag feiern. Ihnen ist zu wünschen, dass sie wie Kasimir ihren ganz persönlichen Weg der Nachfolge Christi finden und ihn konsequent gehen. Dass ihnen die Armen ein Anliegen sind und die Gerechtigkeit. Und dass sie das leben, was auch Kasimir immer neu versucht hat und was sein slawischer Name in der Übersetzung bedeutet: Ein Mensch des Friedens zu sein. Frieden zu haben und Frieden zu stiften.)
©: Peter Alexander Holzbach, SAC, aus KA+Das Zeichen, Ausgabe 3/März 2011